Warum die Trennung scheitern wird
Zurück zu der Frage „KI oder NIS2 – was zuerst?" Sie impliziert, dass man nacheinander vorgehen kann. Erst das eine abarbeiten, dann das andere angehen. Aber genau diese Logik funktioniert nicht mehr.
Wer KI einführt, ohne die grundlegenden Sicherheitsfragen geklärt zu haben, baut auf Sand. Welche Daten fließen in die KI-Systeme ein und wohin gehen sie? Welche Abhängigkeiten entstehen zu externen Anbietern? Wie lassen sich die Schnittstellen absichern? Was passiert, wenn das System halluziniert oder jemand versucht, es durch geschickte Eingaben zu manipulieren?
Das sind exakt die Fragen, zu deren Beantwortung uns NIS2 ohnehin zwingt. Unternehmen die ihre Datenflüsse, Abhängigkeiten und Schnittstellen für NIS2 sauber dokumentieren müssen, haben plötzlich eine belastbare Grundlage für sichere KI-Projekte. Die anderen experimentieren im luftleeren Raum und werden 2026 die Konsequenzen erleben.
Umgekehrt funktioniert es genauso wenig. Wer seine Verteidigung nicht mit intelligenten Systemen verstärkt, wird schlicht nicht mehr Schritt halten können. Moderne Angriffe sind schneller als jedes noch so engagierte Security-Team reagieren kann. Klassische Sicherheitssysteme, die darauf trainiert sind bekannte Angriffsmuster zu erkennen reichen nicht mehr.
KI-basierte Systeme, die kontinuierlich dazulernen, Anomalien in Echtzeit identifizieren und automatisiert reagieren können, werden 2026 vom Nice-to-have zum Standard. Sie erkennen Angreifer früher – oft schon in den ersten Stunden statt erst nach Wochen. Das ist entscheidend, denn der Schaden eines Cyberangriffs hängt direkt davon ab, wie lange Angreifer unentdeckt im Netzwerk bleiben können.
Neue Verantwortung für die Geschäftsleitung
Was NIS2 fundamental anders macht als vorherige Regulierung: Die persönliche Haftung der Geschäftsleitung. Das ist die Anerkennung, dass Cybersecurity kein IT-Thema mehr ist, sondern ein echtes Geschäftsrisiko.
2026 wird diese Haftung real. Geschäftsleitungen, die bisher Security als Thema delegiert haben, werden sich damit auseinandersetzen müssen. Die Frage „Können wir uns darauf verlassen?" wird zur persönlichen Frage. Das verändert die Dynamik fundamental. Plötzlich geht es nicht mehr nur um IT-Budgets, sondern um persönliche Verantwortung.