Das kann ich aus meiner Praxis nur bestätigen. Wenn der Impuls nicht vom Business kommt, wird’s ein Technikprojekt ohne echten Mehrwert.
Der Realitätscheck aus den Branchen – und was ich daraus mitnehme
Besonders ehrlich und reflektiert waren die Statements von Rupert Schindler (Energie Steiermark) und Christian Neubauer (Barmherzige Brüder).
Rupert meinte: „Beim Proof of Concept sieht alles gut aus. Im Kerngeschäft mit echten Daten stößt KI schnell an ihre Grenzen.“
Das erlebe ich oft genauso. Viele KI-Tools glänzen im Demo-Modus, aber wenn sie in produktive Systeme integriert werden sollen, beginnt die harte Arbeit – an Datenqualität, an Schnittstellen, an Change Management.
Christian brachte einen anderen, extrem wichtigen Punkt: „KI funktioniert nicht, wenn der Mensch nicht mitgeht. Es braucht echtes organisationales Buy-in.“
Wenn eine Ärzte-Hotline plötzlich von einem Chatbot beantwortet wird, verliert man sofort das Vertrauen der Nutzer– auch wenn der Bot technisch vielleicht gar nicht schlecht ist. Erfolg misst sich nicht nur an Genauigkeit, sondern auch an Akzeptanz und Wirkung im Alltag.
Was ich Unternehmen bei KI-Use-Cases empfehle
Ich rate Unternehmen immer: Fangt nicht bei der Technologie an, sondern bei der Frage: Wen wollt ihr mit KI konkret entlasten – und wie? Zwei typische Nutzenhebel kristallisieren sich aus meiner Erfahrung klar heraus:
- 📈 Produktivitätsgewinn durch Entlastung, z. B. automatische Protokollerstellung nach Meetings, intelligente Priorisierung im Service, Vorschlagslogik bei E-Mails oder Dokumentenprüfung.
- 💰 Zusätzliche Wertschöpfung durch neue Modelle, z. B. Upselling durch smarte Produktempfehlungen, prädiktive Wartung in der Produktion, Forecasts in der Supply Chain.
Und: Startet klein. Ein Ziel wie „90 % Trainingsgenauigkeit“ bei einem Use Case ist pragmatisch, machbar und ein guter Startpunkt für Iterationen. Lasst euch nicht verrückt machen von 100 %-Visionen – die kommen vielleicht später, aber nicht am Anfang.
KI braucht Struktur – nicht nur gute Ideen
Was ich besonders wichtig finde: KI-Projekte sind keine Inseln. Sie brauchen eine tragfähige Architektur. Das heißt:
- Zentrale Feedback-Schleifen aufsetzen
- Ergebnisse versionieren und rückführbar machen
- Compliance-Checks frühzeitig integrieren
- Datenhaltung absichern (Backup, Recovery, Governance)
- Und nicht zuletzt: die Infrastruktur so bauen, dass Modelle nachtrainiert und skaliert werden können
Deshalb arbeiten wir bei Medialine mit Plattformansätzen, die Flexibilität und Governance kombinieren. Nur so lassen sich Systeme entwickeln, die nicht nur funktionieren, sondern auch reifen.
Fazit: KI ist keine Abkürzung – aber ein lohnender Weg
Was ich aus dem Round-Table mitgenommen habe?
KI ist weder Magie noch Enttäuschung – sondern ein Werkzeug. Und wie bei jedem Werkzeug hängt der Nutzen davon ab, wer es einsetzt, mit welcher Idee und auf welcher Grundlage.
Ich bin fest davon überzeugt:
👉 KI wird Teil der DNA moderner Unternehmen.
Aber das passiert nicht automatisch. Es braucht Mut, Struktur, realistische Ziele und gute Partner.
Für mich ist klar: Unternehmen, die jetzt die ersten belastbaren, echten Use Cases umsetzen – nicht nur als Showcase, sondern im Kerngeschäft – haben einen massiven Vorsprung.
Und wenn ich als Vater (denn ja, bin ich auch!) eine Sache gelernt habe, dann: Manchmal geht es nicht darum, alles sofort zu verstehen – sondern darum, dranzubleiben und kontinuierlich zu lernen.
So ist es auch mit KI.